Sonntag, 6. Januar 2013

Baum im Weg

Nachdem Jane zum Jahreswechsel wieder mal ungebremst gegen einen Baum gerannt und unsanft auf dem Boden der Realität gelandet ist, wird sie nun Nägel mit Köpfen machen. Schluss mit der Abwarterei auf eine Lösung für all die Probleme, Schluss mit der Jammerei, Schluss mit der Verdrängung der Realität... Sie hat sich in der Bibliothek mit reichlich Literatur ausgestattet und jetzt geht es los. Die Probleme werden nicht mehr verdrängt, sondern sie werden gelöst. Jane wird jetzt lernen, sich selbst zu lieben, ihren Stolz wiederfinden und auch ihr Selbstbewusstsein. Die ersten Entscheidungen in diese Richtung sind bereits getroffen. Es ist Schluss damit, dass Menschen der Meinung sind, mit Jane machen zu können, was ihnen gerade beliebt. Auslöser war der o.g. Baum und ein Gespräch mit einer alten Bekannten, die Jane sagte, dass sie traurige Augen hat, in denen man sieht, dass sie Angst vor der Zukunft hat und dass sie ihr Strahlen verloren hat. Das hat Jane so getroffen, dass sie sehr geweint hat. Eine wichtige Frage der Bekannten war, warum Jane es zulässt, dass man ihr immer wieder so weh tut. Darauf hatte Jane keine richtige Antwort, aber sie wird diese finden und sich in Zukunft nicht mehr weh tun lassen und sie möchte ihr Strahlen wieder finden und damit wird sie JETZT anfangen. Die erste Dosis MTX hat Jane nun genommen. Die Nebenwirkungen waren bis jetzt nicht so schlimm, wie erwartet. Sie hatte viel Durst, extreme Speichelbildung im Mund, leichten Schwindel, Kopfschmerzen und starke Müdigkeit. Da sie die wöchentliche Einnahme aufs Wochenende gelegt hat, wird sie damit klar kommen. Nun müssen die Dinger nur noch anschlagen...

Mittwoch, 2. Januar 2013

Neues Jahr - Neues Glück?

Der Jahreswechsel scheint doch immer Anlass zu sein, neu anzufangen, vieles anders zu machen, neue Ziele zu stecken und altes loszulassen.
Sicher sagt der ein oder andere, dass man jeden Tag im Jahr diese Möglichkeit hat. Das stimmt schon, jedoch zum Jahreswechsel wird es doch irgendwie bewusster wahr genommen.
Die meisten starten voller Enthusiasmus ins neue Jahr, dass nun endlich in diesem neuen Jahr alles besser wird als alle Jahre zuvor. Ich kenne viele solcher Menschen.
Doch wie schnell ist alles vergessen, wenn Freund Alltag uns wieder einholt nach den freien Tagen zu Weihnachten bis hin zum Neujahrstag.

Auch Jane ist voller Enthusiasmus ins neue Jahr gestartet. Sie hat Silvester mit Mini-Tarzan und Smilla in ihrem Baumhaus verbracht. Ganz in Ruhe mit gutem Essen und online verbunden mit lieben Menschen, die wegen ihrer Hunde auch zu Hause geblieben sind.
Zeitweise war sie sehr nachdenklich, denn Jane ist sich bewusst, was anders werden muss.
Doch wie findet man nun den Weg, den man aus tiefer Überzeugung gehen kann, ohne Angst, ohne Unruhe - eher mit innerem Frieden und eínem Gefühl von Sicherheit?

Ich denke, es ist zunächst erstmal sinnvoll Bilanz zu ziehen. Dazu kann man sich bestimmte Fragen stellen.

  • Was hat mir im vergangenen Jahr weitergeholfen? Was hat mich blockiert?
  • Wofür bin ich aus dem vergangen Jahr dankbar (Erfahrungen, Menschen, Erlebnisse, Geschenke)?
  • Bin ich mir selbst nahe gewesen oder doch eher anderen?
  • War ich der Kapitän auf meinem Schiff oder hab ich eher reagiert auf andere Menschen, Ereignisse, Erwartungen?
  • Wovor hatte ich Angst? Welche der Ängste konnte ich überwinden? An welchen muss ich noch arbeiten?
  • Welche Fehler hab ich gemacht? Kann ich mir diese verzeihen? Hab ich aus Ihnen gelernt?
  • Bin ich mir treu geblieben oder einfach über meine Wünsche und Bedürfnisse hinweg getrampelt? Wenn ja, was kann man anders machen?
  • und last but not least - Wohin soll mein Schiff mit mir als Kapitän in dem kommenden Jahr fahren? Was wünsche ich mir? Was möchte ich erreichen?
Ich denke, es ist sinnvoll, die Beantwortung dieser Fragen schriftlich festzuhalten, so dass man im Verlauf des  Jahres die Möglichkeit hat wieder drauf zu schauen und den "Aha-da war ja noch was-Effekt" zu bekommen. Denn wir Menschen sind Gewohnheitstiere und oft ganz schnell wieder drin in den alten Marotten, die uns UNSER Leben schwer machen, die alten Verhaltensweisen, alte Denkmuster, etc.

Auch unsere Jane wird sich noch an ihren Bambusschreibtisch setzen und den Dschungel des vergangenen Jahres etwas lichten. Und vielleicht findet sie im neuen Jahr dann endlich diesen Weg hinaus aus dem Dickicht.
Der erste Anfang ist gemacht. Am kommenden Freitag wird sie auf ein Medikament gegen ihre Psoriasis eingestellt und vielleicht ist das ein Licht am Ende der Schuppe ;)

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Start in 2013, voll Glück und Freude, weitab von der Gefahr des Burnouts!!!!


Silvester
Silvester Bilder von hd-gbpics.de

Dienstag, 30. Oktober 2012

Neues aus dem Wald

Nun, eigentlich könnte man diesen Blog umbenennen, denn das Burnout hat Jane relativ gut im Griff. Sie geht immernoch zur Burnout-Therapie, die gute Erfolge bringt.
Eigentlich müsste er jetzt heißen "Jane im Land der Schuppen - Leben mit Psoriasis". Aber das lassen wir mal lieber, denn ausgelöst wurde die Pso durch das wiederholte Burnout.

Wie geht es unserer Jane denn nun? Was soll ich sagen, sie hat viel Zeit und versucht immernoch sich neu zu ordnen. Ihr Bedürfnis, das Studium fortzusetzen ist nach wie vor bei Null. Die Panikattacken kommen so gut wie gar nicht mehr vor, nur wenn sie in für sie stressige Situationen gerät. Aber auch nicht mehr in dem Ausmaß, wie noch vor ein paar Monaten. Sie ist alles in allem noch nicht wirklich belastbar und gerät auch bei minimalem Stress leicht aus der Fassung. Aber lassen wir ihr noch ein bisschen Zeit. Nach ca. 6 Monaten kann man langsam davon sprechen, ein Burnout überwunden zu haben.
Was Jane wirklich quält ist ihre Schuppenflechte. Derzeit sieht sie am Körper aus wie ein Streußelkuchen. Es handelt sich dabei um Psoriasis pustulosa. Kleine Pickelchen, vornehmlich an den Beinen, gehen auf und entwickeln sich zu einem Pso-Herd. Diese kleinen juckenden Stellen zu salben dauert ewig.  Aufgrund des Wetters und der trockenen Heizungsluft, haben sich die anderen Pso-Stellen auch wieder verschlimmert, die Haut ist entzündet, schuppt stark und reißt oft auf. Diese Schmerzen sind kaum auszuhalten und Jane cremt und salbt, mit allem möglichen um die Haut feucht und geschmeidig zu halten. Dabei versaut sie auch immer schön ihre Kleidung, denn in den Kortisonsalben ist viel Vaseline.
Und weil das an Pso noch nicht reicht, hat sich auch die Kopfhaut stark verschlechtert. Oftmals kann Jane ihre Haare nur fest zusammen knoten, damit niemand die großen Schuppen sieht, die sich von der Kopfhaut lösen. Aber ihre Haare wird sie nicht abschneiden, denn sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann besser wird.
Die Psoriasis-Arthritis ist auch immernoch treu an Janes Seite. Da ist wirklich Verlass drauf. In regelmäßigen Abständen entzündet sich ein Gelenk, meistens im rechten Zeh. An manchen Tagen ist sie so steif in den Gelenken, dass sie sich kaum bewegen kann. Aber sie weiß, dass diese Tage auch wieder vorbei gehen. Sie hat sich mehr oder weniger damit abgefunden, dass sie nun zu den Schuppis gehört, auch wenn ihr manchmal echt nach heulen zumute ist. Das ist das Lehrgeld, was sie zahlt, weil sie nicht auf sich aufgepasst hat und versucht hat, Anforderungen zu erfüllen, die man einfach nicht erfüllen konnte.
Rückblickend zeigt sie sich manchmal selbst einen Vogel, was sie sich angetan hat. Mit dem heutigen Abstand sieht sie klarer. Sie war wie ein Aufziehspielzeug, wo einer unentwegt den Schlüssel gedreht hat, dass sie weiter läuft. Die Pso hat den Schlüssel dann gezogen und Jane ist zusammengesackt.

Aber es gibt auch positive Momente in Janes Leben, sogar sehr viele. Das Baumhaus hat einen neuen Mitbewohner - Smilla, eine Tibet-Terrier Hündin. Eigentlich kam Jane ein bisschen zu dem Hund, wie die Jungfrau zum Kind und anfangs hatte sie viele Bedenken. Aber inzwischen ist sie nur noch glücklich. Die kleine Hummel schenkt ihr und Minitarzan jeden Tag so viel Glück, Spaß, Freude und Liebe, dass Jane es manchmal gar nicht fassen kann. Kurze Zeit nach dem Einzug des kleinen Hundekindes konnte Jane die Beruhigungstabletten absetzen, sie hatte morgens wieder Lust aufzustehen, die Lebensfreude kam zurück und damit der Spaß am Leben. Es vergeht kein Tag, an dem man nicht mindestens einmal herzlich über den kleinen Hund lachen kann. Smilla begleitet ihr Frauchen überall hin, wo es möglich ist. Sie machen täglich ganz lange Spaziergänge von 1-3 Stunden, sie krauchen durch´s Gebüsch, sie gehen zusammen arbeiten und einkaufen oder zur Hundeschule. Die ersten Tricks hat die Kleine auch schon gelernt.
Smilla hat bewirkt, dass das Verhältnis zwischen Jane und Minitarzan viel besser geworden ist. Jane genießt die gemeinsamen Momente mit Sohn und Hund. Vor allem lernt Minitarzan endlich, dass er Verantwortung übernehmen muss, denn wenn er nicht mit ihr raus geht, hat er eben einen kleinen Pipisee im Zimmer. Es ist eine Freude zu sehen, wie sich Hund und Kind aufeinander freuen und dann zusammen durch das Baumhaus toben. In diesen Momenten ist Jane der glücklichste Mensch der Welt und vergisst sogar ihre Krankheit.
Sie ist wirklich dankbar für ihren kleinen Hundekeks, denn sie hat so viel zum positiven verändert.



Montag, 27. August 2012

Eine Entscheidung getroffen

Jane lebt nun so lang hin, seit sie alle Medis abgesetzt hat. Sie kommt ganz gut klar ohne die Beruhigungstabletten, zumindest so lange kein neuer Druck entsteht.
Das Absetzen des Kortison verlief leider nicht so unkompliziert. Die Psoriasis fühlt sich wieder viel schlimmer an, schlimmer als vor dem Kortison. Jede Nacht wird Jane wach und kratzt und kratzt.Inzwischen war sie bei einem Hautazt, der Kortisonsalbe und Zinkpaste verschrieben hat, aber beides hilft nicht wirklich. Jane wird immer mutloser, hilfloser und trauriger. Sie hatte doch gehofft, dass sie genug Ruhe in den Semesterferien findet, so dass die Pso sich langsam verkrümelt. Vielleicht hat sie da einfach zu viel erwartet? Immerhin hat sich der auslösende Stresspegel auch über Jahre angehäuft. Leider vergisst Jane das immer wieder....
Es gibt aber auch gute Nachrichten. Im Rahmen der Burnout-Therapie konnte Jane eine wichtige Entscheidung treffen. Sie wird ein krankheitsbedingtes Urlaubssemester einlegen. Diese Entscheidung bedeutet für Jane einen Meilenstein, denn sich dazu durchzuringen war für Jane nicht einfach. Sie fühlte sich ja immer gezwungen, nicht schlapp machen zu dürfen.
Seit die Entscheidung steht, geht es ihr etwas besser, zumindest ist sie ruhiger und fühlt sich nicht mehr so unter Druck. Auch gegen das Burnout ist das ein großer Schritt, endlich zu erkennen, dass Jane jahrelang keine Rücksicht auf sich genommen hat. Und damit ist jetzt Schluss. Schlimm genug, dass Jane erst aussehen musste wie ein Fisch (rein schuppentechnisch) und nicht mehr laufen konnte wegen der Pso, bevor sie begriffen hat, was los ist....

Wir wollen hoffen, dass Jane nun auf dem richtigen Weg aus dem dunklen Wald ist, die Zeit nutzen wird, eine konkrete Entscheidung für die Zukunft zu treffen - weiter studieren oder eben nicht - und das ihre Hauterscheinungen besser werden.

Die Haut ist der Spiegel der Seele - Jane hat es kapiert!

Donnerstag, 2. August 2012

Wie geht es weiter?

Die Deutsch-Klausur ist auch bestanden, nun ist noch ein Ergebnis offen... Mal schauen...

Tja ansonsten, Jane hat sowohl das Kortison als auch das Opipramol abgesetzt. Das Kortison musste sie und das Opipramol war freiwillig. Ständig war sie müde und depressiv, hat viele Sachen einfach vergessen, hat oftmals nur die Hälfte mitbekommen. Das war nicht wirklich ein befriedigender Zustand. Nun ist sie wieder klar im Kopf und bei weitem nicht mehr so depressiv, allerdings muss sie sich nun auch wieder wesentlich aktiver mit ihrem Zustand auseinander setzen. Das ist alles andere als leicht und oftmals kann sie sich nicht aufraffen, nicht mal darüber nachdenken. Sie ist total blockiert. Wenn sie an das Studium denkt, vergeht ihr alles. Dieses gute Gefühl, was sie einmal hatte, ist verflogen. Alles scheint aussichtslos. Sie weiß nicht, wie es weiter gehen kann oder wie es weiter gehen muss. Das BaföG ist abgelehnt, derzeit sieht es so aus, als ob sie ab Oktober kein Einkommen mehr hat, aber auch keine wirkliche Alternative, außer ein Volldarlehen für 12 Monate. Was ist, wenn sie das Studium in 12 Monaten aber nicht schafft. Außerdem muss sie dieses Darlehen dann schon im Master zurückzahlen, wo sie dann auch wieder nur BaföG bekommt. Wie soll das funktionieren???? Nicht zu vergessen, dass sie jeden Monat freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung leisten muss. Macht dieses Studium überhaupt noch Sinn? Bringt sie nicht viel zu viele Opfer dafür? Sind diese ganzen Sorgen nicht der Grund für das Burnout?

Jane kann keine klaren Gedanken fassen. Sie hat Angst vor der Zukunft. Sie hat Angst, dass sie es bereut, wenn sie das Studium aufgibt. Auf der anderen Seite hat sie Angst, dieses Burnout nie wieder los zu werden... Was also tun?????

Donnerstag, 26. Juli 2012

Endlich wieder Neuigkeiten

Heute endlich mal ein Update aus Janes Leben...
Sie hat die Prüfungen geschafft und das erste Ergebnis ist auch schon raus. Jane hat eine 1,3 geschrieben. Und das nach alldem was passiert ist. Jane ist sehr stolz auf sich. Allerdings hat sie sich insgesamt für vier Prüfungen krank schreiben lassen, weil gar nichts ging.-Nun hofft sie natürlich, dass die anderen bestanden sind. Morgen wird sie das Deutsch-Ergebnis erhalten...

Soweit zu den Prüfungen... Wenn man sich den Rest von Janes Leben anschaut, sieht das noch gar nicht so gut aus. Das Kortison musste Jane jetzt erstmal absetzen, weil die Zeitspanne der Einnahme zu lang wurde. Sie hat vier Kilo zugenommen, sieht aus wie ein kleines Nilpferd und fühlt sich überhaupt nicht wohl, aber die Schmerzen im Zehgelenk sind erstmal fort.
Die Beruhigungstabletten nimmt Jane immer noch, trotzdem bekam sie Panikattacken zu den Prüfungen. Nun ist sie ja zu Hause, aber sie kann nicht richtig runter fahren. Ständig denkt sie nach und grübelt, dann kommt die Hoffnungslosigkeit und Jane weint. Sie hat sehr große Angst, dass es niemals einen Weg aus dem großen dunklen Wald gibt. Sie hat Angst, den Sinn in ihrem Leben zu verlieren und vor allem auch die Lebenslust. Vorher hat Jane doch immer gelacht, Witze gemacht, ihr Temperament ausgelebt. Jetzt ist sie scheinbar nur ein Häufchen Elend, dass nicht mehr kämpfen mag, weil es so aussichtslos scheint. Und genauso wird sie wohl auch auf ihre Umwelt wirken... Aber was kann man dagegen machen? So tun, als ob alles tutti ist? Dafür hat Jane keine Kraft....

Nun, wir schauen mal, wie das Ergebnis der Deutsch-Klausur aussieht...

Montag, 9. Juli 2012

Rückschläge und erste Erkenntnisse

Das Wochenende verlief nicht so gut. Bereits am Freitag war Jane dermaßen müde, dass sie sich wieder zu nichts aufraffen konnte. Sie schlief ungewöhnlich lange und kam den ganzen Tag nicht wirklich auf die Beine. Hinzu kam wieder diese undefinierbare Traurigkeit. Und das, wo jetzt die Prüfungszeit begonnen hat. Jane war klar, dass das heiter werden würde. Bereits für Montag Abend stand eine Prüfung an und Jane war so handlungsunfähig, dass sie sich nicht an ihren Bambus-Schreibtisch setzen konnte. Das einzige was ihr gelang, war mit Mini-Tarzan das Baumhaus etwas zu reinigen. Darauf war sie stolz, zeitgleich jedoch hatte sie so eine bohrende Unzufriedenheit in sich, weil sie nicht gelernt hatte.
Am Samstag war Jane zumindest nicht mehr so müde, aber immer noch undefinierbar traurig. Sie hatte keine Ahnung warum. Des Öfteren stiegen ihr einfach so die Tränen in die Augen. Zumindest schaffte sie einen Großteil an Stoff für die Prüfung am Dienstag zu lernen. Da war Jane stolz drauf und freute sich auch. Wenigstens ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Am Abend jedoch stritt sie sich mit ihrem Freund. Und rückblickend betrachtet war Jane auch der Auslöser. Aus ihrer Stimmung heraus zettelte sie einen Streit an. Er hätte an diesem Abend gar nichts richtig machen können. Am Sonntag dann, nachdem sie mit Mini-Tarzan eine Runde laufen war, sah sie ein, dass sie Mist gemacht hatte und entschuldigte sich bei ihrem Freund. Der war verständlicherweise total sauer.
Schon während des Laufens, immer noch mit dieser Traurigkeit in sich, dachte Jane nach und redete auch viel mit Mini-Tarzan. Immerhin waren sie eine gute Stunde unterwegs. Irgendwann bekam sie eine Ahnung, warum sie diesen Streit angezettelt hatte und warum sie so traurig und unzufrieden ist. Ganz sicher ist sie sich nicht, aber es wäre denkbar, dass Jane sich in regelmäßigen Abständen selbst beweisen muss, dass man sie einfach nicht lieb haben kann und das deshalb alle Menschen, über kurz oder lang, aus ihrem Leben verschwinden werden. Nun ja, mit solchen Aktionen wird das wohl auch passieren. Jane ist im Moment nicht auf der Höhe ihrer Aufgaben, das macht sie selbst unzufrieden. Unzufrieden, dass sie ihre eigenen Anforderungen nicht erfüllen kann und schon gar nicht die, die vermeintlich andere an sie haben. Jane hat das Gefühl, dass sie kein guter Mensch ist, weil sie im Moment so durchhängt.
Nun könnte man sagen, dass das ja genau das ist, was sie in ihren dunklen einsamen Wald gebracht hat. Zu viele Anforderungen, zu viele Baustellen, zu viel Unzufriedenheit mit sich und ihrem Leben. Immer das Gefühl nicht gut genug zu sein, zu viele Fehler zu machen, einfach unzureichend zu sein. Und da geht das Problem erst richtig los. Grundsätzlich weiß Jane das alles, aber sie kann es nicht akzeptieren. Und so lange sie das nicht akzeptieren kann, wird sie auch nicht aus ihrem Wald kommen. Sie muss also einen Weg finden, sich selbst zu akzeptieren, ihre Schwächen und Fehler, so wie sie sind.
Aber wie soll das gehen, wo sie doch seit über 30 Jahren so ist? Jane hätte im Traum nicht daran gedacht, dass sie mal Burnout bekommen könnte. Sie hat bis letzten Winter immer noch gesagt: "Ach, so was kann ich nicht bekommen, dafür bin ich viel zu tough." Ja, sie war tough, bis sie nun zum zweiten Mal in die Knie gezwungen wurde und diesmal noch schlimmer als beim ersten Mal. Ihr Körper hat ganz einfach gesagt: "So liebe Jane, da hab ich keinen Bock drauf, das mach ich nicht mehr mit." Und zack, es ging gar nichts mehr. Nachdem die Panikattacken Jane nicht bewegt haben, irgendwas zu ändern, setzte ihr Körper einfach ihren Zeh außer Gefecht, so dass sie nicht mehr laufen konnte. Sie war also gezwungen, sich ruhig irgendwo hinzulegen. Schon komisch, wie das alles so funktioniert.
Als sie also nicht mehr laufen konnte, wurde ihr auch das Ausmaß ihrer Situation bewusst. Sie war am Ende der Fahnenstange angekommen. Sie konnte nicht mehr, sie war leer, erschöpft und ohne jeglichen Ressourcen. Ja, so war das.
Aber wie gesagt, kann Jane es immer noch nicht akzeptieren. Sie würde gern den dunklen Wald ignorieren und einfach weiter machen. Aber das funktioniert nicht mehr. Und das macht Jane traurig, unglücklich und unzufrieden. Sie vermisst ihr Leben vorher, ihre Freunde, ihren Stress, ihre Aktivität, ihre Lebensfreude. Irgendwie ist alles weg, was einmal so schön und wichtig war. Und das nur, weil ihr Körper das alles so nicht mehr will. Jetzt ist Jane meistens ein trauriges, lahmes, unglückliches Bündel, was bei weitem nicht mehr so viel lacht und Spaß am Leben hat und das man demzufolge eigentlich auch nicht mehr lieb haben kann.
Ein Teufelskreis, den sie verlassen muss.
ABER WIE?????????

Sie hat sich für die Prüfung am heutigen Tage einen Krankenschein geholt, das war wohl vermutlich die beste Lösung. Morgen will sie auf jeden Fall versuchen zu schreiben....
Mal schauen......